Elektrolythaushalt

Übersicht


Natrium

Na+-Rückresorption

  • Über 99 % der primär filtrierten Na+-Menge werden zurückresorbiert.
  • Die Na+-Resorption findet über alle Abschnitte des Tubulusapparates statt.
  • Der Einstrom von Na+ in die Zellen der verschiedenen Tubulusabschnitte findet stets passiv (bzw. sekundär aktiv) statt, läuft in verschiedenen Bereichen aber über unterschiedliche Carrier- und Kanalproteine.
    • Die Triebkraft für die passive Na+-Aufnahme ist der elektrochemische Gradient, der durch die basolaterale Na+/K+-ATPase aufgebaut wird.

Proximaler Tubulus

  • Etwa 60 - 65 % der primär filtrierten Na+-Menge werden bereits im proximalen Tubulus zurückresorbiert.
  • Die Resorption erfolgt vor allem sekundär-aktiv über einen elektroneutralen Na+/H+-Antiporter (NHE3, Na+-H+-exchanger, type 3) sowie über diverse Na+-Symportcarrier für die sekundär aktive Aufnahme anderer Substanzen, z.B. von Glucose.
  • Da die Symportcarrier zumeist elektrogen sind, baut sich ein lumen-negatives transepitheliales Potential (LNTP) auf, das Anionen wie Cl- parazellulär zurück ins Blut treibt.

Henle-Schleife

  • In der Henle-Schleife werden etwa 25 - 30 % der primär filtrierten Na+-Menge zurückresorbiert.
  • Die Resorption erfolgt über einen Na+-K+-2Cl2--Symportcarrier (BSC, Bumetanid-sensitiver Cotransporter), der zwar primär elektroneutral ist, durch die Rezirkulation des aufgenommenen Kaliums über K+-Kanäle ins Lumen jedoch zur Ausbildung eines lumen-positiven transepithelialen Potentials (LPTP) führt.

Distaler Tubulus

  • Im distalen Tubulus werden etwa 5 % der primär filtrierten Na+-Menge zurückresorbiert.
  • Verantwortlich dafür ist ein elektroneutraler Na+-Cl--Symportcarrier (TSC, Thiazid-sensitiver Cotransporter).

Verbindungstubulus und Sammelrohr

  • Im Verbindungstubulus und Sammelrohr findet die hormonelle Feineinstellung der Natriumresorption statt. Sie ist auf etwa 1 - 5 % der primär filtrierten Na+-Resorption begrenzt.
  • Na+ wird hier über, in ihrer Menge hormonal beeinflussbare, Na+-Kanäle in die Tubuluszellen aufgenommen.
    • Da dabei das Membranpotential auf der Tubulusseite stärker steigt, als das auf der basolateralen (ca. - 20 mV zu etwa - 70 mV), ist es auf dieser Seite weiter vom K+-Gleichgewichtspotential entfernt, als auf der basolateralen Seite.
    • Über die basolaterale Na+/K+-ATPase in die Tubuluszelle aufgenommenes K+ verlässt die Zelle somit bevorzugt über die luminale Membran.
    • Eine erhöhte Na+-Aufnahme im Sammelrohr führt somit immer zu einer erhöhten K+-Ausscheidung mit dem Harn.

Einflüsse auf die Na+-Ausscheidung


Kalium

Allgemeines

  • Die tägliche Aufnahme von K+ beträgt beim Erwachsenen, abhängig von der Ernährung, etwa 2 - 5 g (50 -125 mmol).
  • K+ ist vor allem für den Intrazellularraum von Bedeutung. Dort bestimmen K+-Ionen wesentlich die Elektroneutralität und die Osmolarität, beeinflussen Enzymaktivitäten und schaffen die Voraussetzung für die Erregungsleitung der Nerven- und Muskelzellen.
  • Die Kontrolle der extrazellulären K+-Konzentration erfolgt über die renale Ausscheidung unter Mitwirkung von Aldosteron, wobei die Ausscheidungsrate dem Angebot zweckmäßig angepasst wird.
  • Für die Aufrechterhaltung der intrazellulären K+-Konzentration, die etwa 30mal größer ist als die extrazelluläre, sorgt die membranständige Na+/K+-ATPase.

K+-Rückresorption

  • Normalerweise wird primär filtriertes K+ im Tubulusapparat wieder zu großen Teilen zurückresorbiert. Unter bestimmten Bedingungen kann die K+-Ausscheidung aber auch die glomeruläre Filtration übersteigen.

Proximaler Tubulus

  • Bis zum Ende proximalen Tubulus werden, unabhängig von der K+-Zufuhr etwa 65 % der filtrierten Menge wieder resorbiert.
    • Die Menge des rückresorbierten K+ entspricht damit in etwa der von Na+ und H2O in diesem Tubulusabschnitt.
  • Die Rückresorption erfolgt vorwiegend parazellulär, angetrieben durch das über Cl- im mittel- und spätproximalen Tubulus aufgebaute LPTP und solvent drag.

Henle-Schleife

  • In der Henle-Schleife werden etwa 15 % der primär filtrierten K+-Menge resorbiert.
  • Die Resorption erfolgt zum einen transzellulär über den Na+-K+-2Cl--Symportcarrier, zum anderen parazellulär über das durch die K+-Rückdiffusion ins Lumen erzeugte LPTP.

Verbindungstubulus und Sammelrohr

  • Die Regulation der K+-Resorption findet im Verbindungstubulus und im Sammelrohr statt.
    • Dabei sind die Regulationsmöglichkeiten so ausgeprägt, dass die fraktionelle K+-Ausscheidung zwischen 3 % bei Kaliummangel und über 100  % bei einem Kaliumüberschuss variiert werden kann.
  • Die Aufnahme- oder Abgabe von K+ wird über verschiedenen zelluläre Mechanismen geregelt.
  • Sogenannte Hauptzellen sezernieren K+ ins Tubuluslumen im Austausch gegen Na+.
    • Durch Aldosteron werden vermehrt Na+-Kanäle in die luminale Membran eingelagert, wodurch der Na+-Einstrom in die Hauptzelle steigt.
    • Durch den Na+-Einstrom wird die luminale Membran bis auf ca. - 20 mV depolarisiert.
    • Da an der basolateralen Membran das normale Membranpotential von ca. - 70 mV aufrecht erhalten bleibt, besteht auf der luminalen Seite eine höhere Triebkraft für den K+-Ausstrom (K+-Gleichgewichtspotential ca. - 95 mV).
    • Über die basolaterale Na+/K+-ATPase in die Tubuluszelle aufgenommenes K+ verlässt die Zelle somit bevorzugt über die luminale Membran.
  • Eine erhöhte Na+-Aufnahme im Sammelrohr führt über diesen Mechanismus immer zu einer erhöhten K+-Ausscheidung mit dem Harn.
    • Zusätzlich scheint die K+-Ausscheidung bei vermehrter intrazellulärer Na+-Konzentration durch eine Verminderung der Triebkraft des 3Na+/Ca2+-Antiporters vermehrt zu werden. Die so entstehende erhöhte intrazelluäre Ca2+-Konzentration führt zu einer höheren Offenwahrscheinlichkeit der K+-Kanäle und somit verstärktem K+-Ausstrom.
  • Schaltzellen vom Typ A, die auch der Ausscheidung von H+ dienen, besitzen dazu u.a. eine H+/K+-ATPase, mit der sie K+ aktiv aus dem Harn resorbieren können.

Einflüsse auf die K+-Ausscheidung

  • Hyperkaliäme, Alkalose, erhöhte Diurese und Aldosteron erhöhen die K+-Ausscheidung.
    • Bei Hyperkaliäme und Alkalose kommt es zu einer Erhöhung der intrazellulären K+-Konzentration und somit zu einem stärkeren Konzentrationsgefälle zum Tubuluslumen, was zu einer vermehrten Diffusion von K+ in den Harn führt. Außerdem führt eine Hyperkaliäme zu einer vermehrten Ausschüttung von Aldosteron.
    • Eine gesteigerte Diurese führt allgemein zu einer gesteigerten K+-Ausscheidung, unabhängig vom Grund der Steigerung der Harnmenge. Es wird vermutet, dass die K+-Sekretion durch eine bestimmte K+-Konzentration im Lumen begrenzt ist. Mehr Harn kann also mehr K+ aufnehmen.
    • Aldosteron bewirkt über die verstärkte Na+-Aufnahme im Sammelrohr eine verstärkte K+-Ausscheidung.
  • Hypokaliämie und eine akute Azidose vermindern die K+-Ausscheidung.
    • Der Effekt tritt nur bei akuter Azidose auf, da diese die intrazelluläre K+-Konzentration verringert. Längerfristig normalisiert sich die K+-Ausscheidung durch die azidosebedingte Hemmung der Na+/K+-ATPase, die somit erhöhte intrazelluläre Na+-Konzentration und die dadurch wiederum verminderte Aufnahme von Na+ aus dem Lumen, die zu einer gesteigerten Harmenge (s.o.) führt. Außerdem wird durch die langsam entstehende Hyperkaliäme die Freisetzung von Aldosteron angeregt (s.o.).

Calcium

Allgemeines

  • Die Calciumreserven des Körpers finden sich vor allem in den Knochen.
  • Die extra- v.a. aber die intrazelluläre Ca2+-Konzentration muss streng geregelt werden.
  • 55 % des extrazellulären Ca2+ befinden sich im Plasma. Diese 55 % Teilen sich auf in ca. 45 % an Albumin gebundenes Ca2+ und etwa 10 % an andere Puffer wie Calciumphosphat, Calciumcitrat etc. gebunden.
  • Die restlichen 45 % des extrazellulären Ca2+ liegen frei im Plasma vor. Nur dieser Anteil ist biologisch aktiv und muss reguliert werden.
  • Im Körper sind der Stoffwechsel von Ca2+ und Phosphat eng miteinander verbunden. Er erfolgt vor allem hormonell über PTH, Calcitriol und Calcitonin.

Ca2+-Resorption

  • Calcium wird im Duodenum über einen aktiven, Vitamin-D-abhängigen Transporter aktiv resorbiert.
  • Im gesamten Dünndarm ist jedoch eine weitere Resorption durch Diffusion möglich.
  • Normalerweise werden etwa 40 % des in den Darm gelangenden Calciums resorbiert, da jedoch auch Ca2+ ausgeschieden wird, beträgt die effektive Aufnahme nur etwa 25 %.

Ca2+-Rückresorption in der Niere

  • Ca2+ wird praktisch über den gesamten Tubulusapparat zurückresorbiert.
  • Insgesamt werden nur etwa 0,5 - 3 % der primär filtrierten Ca2+-Menge mit dem Endharn ausgeschieden.
  • Aus noch ungeklärten Gründen führt eine Azidose zu einer verringerten Ca2+-Resorption.

Proximaler Tubulus

  • Etwa 60 % der primär filtrierten Ca2+-Menge werden im mittel- bis spätproximalen Tubulus zurückresorbiert.
  • Die Resorption erfolgt parazellulär, angetrieben durch das in diesem Bereich durch die passive Cl--Resoption aufgebaute LPTP.

Henle-Schleife

  • Im aufsteigenden, dicken Teil der Henle-Schleife werden etwa 30 % der primär filtrierten Ca2+-Menge durch parazelluläre Aufnahme zurückresorbiert.
  • Das als Triebkraft dabei dienende LPTP wird hier durch die Resorption von Na+, K+ und Cl- über den Na+-K+-2Cl--Sympoter und die anschließende Rückdiffusion von K+ ins Tubuluslumen erzeugt.
    • Da dieser Transporter durch Schleifendiuretika gehemmt wird, erhöhen diese folglich die Ca2+-Ausscheidung.

Distaler Tubulus

  • Im distalen Tubulus wird Ca2+ transzellulär zurückresorbiert.
  • An der luminalen Membran sitzen dazu Ca2+-Kanäle, die Ca2+-passiv in die Tubuluszelle einströmen lassen, an der basalen Membran finden sich zwei Transporter:
    • Ca2+-ATPase, die Ca2+ primär aktiv aus der Tubuluszelle ins Blut abgibt
    • 3Na+/Ca2+-Antiporter, der für einen sekundär-aktiven Transport des Calciums ins Blut sorgt.

Einflüsse auf die Ca2+-Ausscheidung

  • Der Ca2+-Haushalt wird vor allem durch die Regulation der Ca2+-Aufnahme aus dem Darm gesteuert. Dennoch spielt die renale Ausscheidung eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der Ca2+-Homöostase.
  • PTH fördert die Ca2+-Resorption an der Henle-Schleife und am distalen Tubulus.

Magnesium

Mg2+-Rückresorption

  • Magnesium wird zu etwa 92 - 97 % aus dem Primärfiltrat zurückresorbiert.

Proximaler Tubulus

  • Im Gegensatz zu Ca2+, das vorwiegend im proximalen Tubulus zurückresorbiert wird, wird mg2+ in diesem Tubulusabschnitt nur zu etwa 15 % wieder ins Blut aufgenommen.
  • Der Resorptionsmechanismus entspricht dem von Ca2+, ist also auch eine parazelluläre Resorption aufgrund des durch die Cl--Diffusion aufgebauten LPTPs.

Henle-Schleife

  • Über 70 % der filtrierten mg2+-Menge werden im Bereich des dicken, aufsteigenden Schenkels der Henle-Schleife zurückresorbiert.
  • Triebkraft ist das durch den Na+-K+-2Cl--Symporter aufgebaute LPTP, das für die parazelluläre Resorption von mg2+ und anderen Kationen sorgt.

Distaler Tubulus

  • Die Resorption von mg2+ im Bereich des distalen Tubulus verläuft über mg2+-Kanäle an der luminalen Membran und eine mg2+-ATPase an der basalen.
    • Dieser Mechanismus scheint bereits bei physiologischen Bedingungen gesättigt zu sein. Da für mg2+ keine zusätzlicher Transporter, wie der 3Na+/Ca2+-Antiporter für Ca2+ existiert, wird es bei erhöhtem Harnvolumen daher auch vermehrt ausgeschieden.

Einflüsse auf die mg2+-Ausscheidung


Chlorid

Cl--Resorption

  • Vom primär filtrierten Cl- werden etwa 95 - > 99 % zurückresorbiert. Die Resorption erfolgt stets passiv, jedoch in verschiedenen Abschnitten des Tubulusapparates über verschiedene Mechanismen.

Proximaler Tubulus

  • Im proximalen Tubulus werden bereits ca. 50 % des primär filtrierten Cl- zurückresorbiert.
  • Als Antrieb dient im frühen proximalen Tubulus das durch die elektrogenen Na+-Symportcarrier dort aufgebaute LNTP.
  • Die Resorption findet parazellulär statt, bleibt jedoch hinter der Wasser- und Na+-Resorption zurück, so dass sich im Lumen eine zunehmen höhere Konzentration an Cl- findet.
  • Dies führt schließlich dazu, dass im mittel- bis spätproximalen Tubulus Cl- parazellulär entlang seines chemischen Konzentrationsgefälles ins Blut diffundiert und dabei eine Umpolung des transepithelialen Potentials bewirkt. Ab hier herrscht nun ein lumen-positives transepitheliales Potential (LPTP), das als Triebkraft für die ebenfalls parazelluläre und passive Resorption von anderen Kationen (z.B. K+, Na+, Ca2+, mg2+) dient.

Henle-Schleife

  • Im dicken aufsteigenden Teil der Henle-Schleife wird Cl- über einen Na+-K+-2Cl--Symportcarrier (BSC) transzellulär resorbiert.
  • Das in die Zelle aufgenommene Cl- verlässt sie an der basolateralen Membran über einen Cl--Kanal, der durch ADH aktivierbar ist.

Distaler Tubulus

  • Die Rückresorption von Cl- im distalen Tubulus erfolgt über einen Na+-Cl--Symporter (TSC).
  • Das in die Zelle aufgenommene Cl- verlässt sie an der basolateralen Membran über einen Cl--Kanal, der durch ADH aktivierbar ist.

Phosphat

Allgemeines

Phosphat-Resorption

  • Die Phosphat-Resorption erfolgt aktiv und Vitamin-D-abhängig aus dem Dünndarm, wobei etwa 66 % der oral aufgenommenen Menge resorbiert werden.

Phosphat-Rückresorption

  • Die Rückresorption von Phosphat aus dem Primärharn erfolgt ganz überwiegend im proximalen Tubulus.

Proximaler Tubulus

  • Etwa 70 - 90 % der primär filtrierten Phsophat-Menge werden im proximalen Tubulus über einen Na+-Pi-Symportcarrier resorbiert.
  • Der als NaPi-3 bezeichnete Cotansporter akzeptiert sowohl HPO42-, als auch H2PO4- als Substrat. Das Verhältnis der Transportierten Ionen ist noch nicht abschließend geklärt, man vermutet eines von 3 : 1.

Einflüsse auf die Phosphat-Ausscheidung

  • Die Ausscheidung von Phosphat wird über die hormonale Steuerung der Anzahl der NaPi-3-Trasporter im proximalen Tubulus reguliert.
  • Phosphatmangel, Alkalose, Hyperkalzämie und eine niedrige Konzentration an PTH fördern den Einbau von NaPi-3-Tranportern in die luminale Membran und erhöhen so die Phosphat-Rückresorption.
  • Phosphatüberfluss, Azidose, Hypokalzämie und eine erhöhte Konzentration an PTH bewirken eine Internalisierung (Down-Regulation) und den anschließenden lysosomalen Abbau von NaPi-3-Transportern, verringern so also die Phosphat-Rückresorption.

 

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