Insulin

Übersicht


Medizin

Typ

Indikationen


Pharmakologie

Pharmakodynamik

Wirkhalbwertszeit 40 min

Pharmakokinetik

Bioverfügbarkeit (BVabs)  entfällt
Clearance (CLtot)  
Eliminationshalbwertszeit (t1/2)  (i.v.) 3 - 40 min
(i.v.) Ø 10 min
(i.m., s.c.) 2 - 4 h
Extrarenale Eliminationsfraktion (Q0)  
Plasmaproteinbindung (PB)  ca. 10 %
Verteilungsvolumen (Vapp)  0,3 L/kg

Metabolisierung

  • Der Abbau findet in Leber (ca. 50 %) und Nieren (ca. 30 %) statt.

Exkretion

  • Etwa 1,5 % der Substanz werden unverändert renal ausgeschieden.

Geschichtliches

  • 1869 entdeckte Langerhans die nach ihm benannten Zellgruppen in der Bauchspeicheldrüse.
  • 1889 konnten von Mering und Minkowski zeigen, dass bei Hunden nach Entfernung der Bauchspeicheldrüse ein dem klinischen Bild des Diabetes mellitus entsprechender Krankheitszustand auftritt und die Symptome durch Implantation von Pankreasgewebe unter die Haut wieder aufgehoben werden können. Doch gelang es ihnen nicht, aus den entnommenen Bauchspeicheldrüsen Extrakte zu erhalten, mit denen eine Behandlung der Versuchstiere möglich war.
  • Erst 1921 lösten Banting und Best dieses Problem. Sie gingen dabei von zwei Arbeitshypothesen aus:
    1. Die wirksame Substanz wird in den Langerhansschen Inseln gebildet.
    2. Auf herkömmliche Weise hergestellte Extrakte aus der Bauchspeicheldrüse sind deswegen unwirksam, weil Insulin - so wurde der Wirkstoff genannt - durch proteolytische Pankreasfermente während der Aufarbeitung zerstört wird.
  • Sie unterbanden daher bei ihren Versuchstieren den Ausführungsgang des Pankreas, wodurch das sekretorische Drüsengewebe degenerierte, während die Langerhansschen Inseln unverändert blieben. Aus dem Restgewebe des Pankreas konnten sie Extrakte mit relativ hohem Wirkstoffgehalt gewinnen.
  • Ein weiterer entscheidender Fortschritt war die Erkenntnis, dass auch normale Pankreasdrüsen als Ausgangsmaterial verwendet werden können, wenn die Extraktion in der Kälte mit salzsaurem Alkohol durchgeführt und dadurch die enzymatische Zerstörung des Insulins verhindert wird.
  • 1926 wurde Insulin von Abel in kristallisierter Form erhalten.
  • 1954 wurde die Aminosäurensequenz des heterodet zyklischen Polypeptids von Sanger geklärt und die Totalsynthese von mehreren Arbeitskreisen (Katsoyannis, Zahn) beschrieben.
  • 1979 gelang durch Gentransfer die Insulin-Synthese in Coli-Bakterien.

Physiologie

Typ

Definition

Bemerkungen

  • Insulin ist ein lebenswichtiges, wachstumsförderndes, anaboles Peptidhormon.

Vorkommen & Bildung

  • Insulin wird in den B-Zellen des Pankreas gebildet.
  • Als Stimulus für die Freisetzung von Insulin dient die Konzentration von Glucose im Blut:
    • Bei einem Anstieg des Blutglucosespiegels strömt über GLUT2 vermehrt Glucose in die B-Zellen.
    • Da nun mehr Substrat u.a. für die Glykolyse, Citrat-Zyklus und Atmungskette zur Verfügung steht, kommt es zu einem Anstieg der intrazellulären ATP-Konzentration.
    • Diese hemmt nun K+-Kanäle, sodass die durch die Na+/K+-ATPase aufgebaute intrazelluläre K+-Konzentration ansteigt.
    • Dadurch sinkt das Membranpotential langsam, bis auf etwa -30 mV ab.
    • Nun öffnen spannungsabhängige Ca2+-Kanäle und lassen Ca2+ in die Zelle einströmen.
    • Die intrazelluläre Ca2+-Konzentration steigt und veranlasst die Sekretion von bereits in Vesikeln gespeichertem Insulin.
  • Auch erhöhte Plasmakonzentrationen verschiedener Aminosäuren, freier Fettsäuren und einiger gastrointestinaler Hormone erhöhen die Insulinausschüttung, so z.B. Glucagon.
  • Somatostatin und Adrenalin hemmen die Insulinabgabe.
  • Das Ausmaß der Insulinsekretion wird auch durch das vegetative Nervensystem moduliert.

Funktionen & Wirkungen

  • Insulin wirkt an speziellen Insulin-Rezeptoren, die zur Klasse der Liganden-gesteuerten Enzyme gehören. Die Bindung von Insulin führt zur dazu, dass das der Rezeptor zu einer aktiven Tyrosin-Kinase wird, die nun weitere Proteine (v.a. IRS-1 und IRS-2) phosphoryliert, die dann die Zellantwort bedingen.
  • Innerhalb von Sekunden bis Minuten treten die folgenden Wirkungen auf:
    Effekt Erfolgsorgane
    ↑­ Insulin-Rezeptor-Internalisierung alle Zellen
    ↑­ Glucose-Aufnahme Muskel, Leber und Fettzelle
    ↑­ Glykolyse Muskel und Fettzelle
    ↑­ Glycogen-Synthese Muskel und Leber
    ↑­ Aufnahme freier Fettsäuren viele Zelltypen
    ↑­ Triglycerid-Synthese Fettzelle und Leber
    ↑­ Cholesterolsynthese Leber
    ↑­ K+-Aufnahme Muskel und Fettzelle
    ↑­ Aminosäuren-Aufnahme viele Zelltypen
    ↓­ Glykogenolyse Muskel und Leber
    ↓­ Guconeogenese Leber und Niere
    ↓­ Lipolyse Fettzelle
    ↓­ Insulin-Sekretion B-Zelle
    ↓­ Transmitterfreisetzung NPY-Neuron
  • Innerhalb von Stunden bis Tagen kommen diese Wirkungen hinzu:
    Effekt Erfolgsorgane
    ↑­ Proteinsynthese viele Zelltypen
    ↑­ DNA-Synthese Zellen hoher Rezeptordichte
    Proteolyse viele Zelltypen
    Apoptose viele Zelltypen

Bemerkungen

Folgen eines Insulinmangels

  • Folgen eines Insulinmangels sind:
    1. Herabsetzung der Glukoseaufnahme in die Körperzellen
    2. Minderung der Glukoseoxidation
    3. Drosselung der Glykogenbildung in Leber und extrahepatischen Organen
    4. Steigerung der Zuckerabgabe aus der Leber
    5. Verminderung der Lipogenese und Steigerung der Cholesterolproduktion
    6. Verminderung der Peptid- und Proteinsynthese
    7. Herabsetzung der Brenztraubensäureverwertung und der Verwertung des "aktiven" Acetats
    8. Herabsetzung der Bildung von energiereichen Verbindungen.
  • Die Blockierung des Glukoseeintritts in die Zellen führt zur Zunahme des extrazellulären Glukose-Pools und bedingt eine allgemeine Verminderung der Zuckeroxidation (sogenannte "Minderverwertung").
  • Zugleich aber ist der Stoffwechsel im Sinne der Steigerung der Glukosebildung (Glucogenese) verändert.
  • Die Kopplung beider Vorgänge führt zur Symptomatik des Diabetes mellitus.

Insulinrezeptordichte

  • Bei Gesunden sind Insulinrezeptoren im Überschuss vorhanden.
  • Bei erhöhten Insulinspiegeln nimmt infolge Internalisierung von Rezeptoren deren Zahl ab.

Chemie

Bemerkungen

  • Insulin ist ein Polypeptid aus zwei Peptidketten (A und B), die durch 2 Disulfidbrücken miteinander verknüpft sind.
  • Die A-Kette besteht aus 21, die B-Kette aus 30 Aminosäuren.
    • Humaninsulin und die Insuline vom Rind und Schwein unterscheiden sich nur geringfügig in ihrer Aminosäurensequenz, ihre biologische Wirkung ist weitgehend identisch.
 

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