Thyroxin (T4)

Synonym

  • l-Thyroxin, Levothyroxin [INN], Tetraiodthyronin

Übersicht


Medizin

Typ

Indikationen

  • Hormonsubstitution bei Hypothyreose jeglicher Genese
  • Rezidivprophylaxe nach Strumaresektion einer Struma mit euthyreoter Funktionslage
  • Benigne Struma mit euthyreoter Funktionslage
  • Begleittherapie bei thyreostatischer Behandlung einer Hyperthyreose nach Erreichen der euthyreoten Funktionslage (25 - 100 µg)
  • Suppressions- und Substitutionstherapie bei Schilddrüsenmalignom, vor allem nach Thyreoidektomie (75 - 200 µg)
  • Schilddrüsensuppressionstest (200 µg)

Kontraindikationen

  • Hyperthyreose
  • Adrenale oder hypophysäre Insuffizienz
  • Akute Erkrankungen des Herzens (Myokardinfarkt,  Myokarditis, Pankarditis)

Arzneimittelinteraktionen

  • Antidiabetika
    • Levothyroxin kann die blutzuckersenkende Wirkung von Antidiabetika vermindern. Bei Diabetikern ist deshalb vor allem zu Beginn einer Schilddrüsenhormontherapie der Blutzuckerspiegel regelmäßig zu kontrollieren. Die Dosierung des blutzuckersenkenden Arzneimittels ist gegebenenfalls anzupassen.
  • Vitamin-K-Antagonisten
    • Levothyroxin kann die Wirkung von Vitamin-K-Antagonisten durch Verdrängung aus der Plasmaeiweißbindung verstärken. Bei gleichzeitiger Behandlung sind deshalb regelmäßige Kontrollen der Blutgerinnung erforderlich, ggf. ist die Dosierung des gerinnungshemmenden Arzneimittels anzupassen (Dosisreduktion).
  • Ionenaustauscherharze
    • Ionenaustauscherharze wie Colestyramin, Colestipol oder Calcium- und Natriumsalze der Polystyrolsulfonsäure hemmen die Resorption von Levothyroxin und sollten deshalb erst 4 - 5 h nach der Einnahme von l-Thyroxin verabreicht werden.
  • Arzneimittel mit mehrwertigen Kationen (z.B. aluminiumhaltige Antazida, Calcium-, Eisen- und Magnesiumpräparate)
    • Die Resorption von Levothyroxin kann durch die gleichzeitige Einnahme der genannten Substanzen behindert sein. Die Einnahme von l-Thyroxin sollte daher in einem zeitlichen Abstand von mindestens zwei Stunden zu diesen (bevorzugt vor diesen) erfolgen.
  • Propylthiouracil, Glukokortikoide und Betarezeptorenblocker
    • Die genannten Substanzen inhibieren die Umwandlung von T4 in T3
  • Salicylate, Dicumarol, Furosemid, Clofibrat, Phenytoin
    • Levothyroxin kann durch Salicylate, Dicumarol, hohe Dosen (250 mg) Furosemid, Clofibrat, Phenytoin und andere Substanzen aus der Plasmaeiweißbindung verdrängt werden. Dies führt zu einer Erhöhung des Plasmakonzentration von freiem Thyroxin (fT4).
  • Estrogenhaltige Kontrazeptiva, Arzneimittel zur postmenopausalen Hormonsubstitution
    • Während der Einnahme von östrogenhaltigen Kontrazeptiva oder während einer postmenopausalen Hormonersatztherapie kann der Levothyroxin-Bedarf steigen.
  • Chloroquin  Proguanil, Sertralin
    • Diese Substanzen vermindern die Wirksamkeit von Levothyroxin und erhöhen den Serum-TSH-Spiegel.
  • Enzyminduktoren

Interaktionen mit Lebensmitteln

  • Sojaprodukte können die intestinale Aufnahme von Levothyroxin vermindern. Insbesondere zu Beginn und nach Beendigung einer sojahaltigen Ernährung kann eine Dosisanpassung von L-Thyroxin notwendig werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen

Hinweis

  • Die Substanz wird normalerweise gut vertragen. Sollten dennoch unerwünschte Symptome (entsprechend einer Schilddrüsenüberfunktion) auftreten, so ist an eine Überdosierung oder zu schnelle Dosissteigerung zu Beginn der Therapie zu denken.

Anwendung

Dosierung

Tagesdosis  
Einzeldosis  

Patientenhinweise

Handelsnamen

  • Berlthyrox, Eferox, Euthyrox, Lixin, L-Thyrox, L-Thyroxin [...], Thevier

Pharmakologie

Typ

Pharmakodynamik

  •  

Pharmakokinetik

Bioverfügbarkeit (BVabs) 48 - 80 %
Clearance (CLtot) 0,8 ml/min
Eliminationshalbwertszeit (t1/2) 6 - 7 d
Extrarenale Eliminationsfraktion (Q0) 1,0
Plasmaproteinbindung (PB) 99,9 %
tmax 2 - 3 h
Verteilungsvolumen (Vapp) 0,15 L/kg

Resorption

  • Die Resorption wird durch gleichzeitig aufgenommene Nahrung deutlich vermindert, daher sollte die Substanz mindestens 30 min vor den Mahlzeiten eingenommen werden.

Distribution

  • Levothyroxin passiert nur in Spuren die Plazenta und wird ebenso nur in geringsten Mengen in der Muttermilch abgegeben.

Metabolisierung

  • Levothyroxin wird in Leber und Niere durch Deiodierung in Triiodthyronin überführt, das die eigentliche Wirkform darstellt.
  • Durch weitere Deiodierungen kann schließlich Thyroessigsäure (4-p-Hydroxyphenoxyphenylessigsäure) gebildet werden. 
  • Die Konjugation mit Glucuronsäure oder Sulfat kann außerdem ebenso erfolgen, wie eine Deamidierung und Decarboxylierung.

Exkretion

  • Etwa 30 - 55 % einer Dosis werden über den Urin, etwa 20 - 40 % über die Fäzes ausgeschieden. 
  • Etwa 40 % des mit dem Harn ausgeschiedenen Anteils bestehen aus Thyroessigsäure, etwa 20 % aus Triiodthyronin.

Toxikologie

LD50 (Ratte, i.p.) 20 mg/kg
(Ratte, s.c.) 50 mg/kg
Pregnancy category  

 


Physiologie

Typ

Bildung, Vorkommen

  •  

Funktionen, Wirkungen

  •  

Bemerkungen

  • Normale Serumkonzentrationen für Levothyroxin betragen etwa 50 - 120 µg/L.

Chemie

Strukturformel

Summenformel

C15H11I4NO4

Molekülmasse

  • 776,870

IUPAC

  • 2-Amino-3-[4-(4-hydroxy-3,5-diiodphenoxy)-3,5-diiodphenyl]propansäure

CAS-Nummer

  • 51-48-9
  • 25416-65-3 (Na-Salz)
  • 6106-07-6 (Na-Salz, Pentahydrat)

Eigenschaften

Schmelzpunkt 231 - 233 °C
(andere Quelle, Zersetzung) 235,5 °C
(Na-Salz Pentahydrat, Zersetzung) 207 - 210 °C
Löslichkeit (25 °C) 0,105 mg/L
(Na-Salz) 15 mg/L
Dichte (Na-Salz) ca. 0,5 g/cm3
(andere Quelle, Na-Salz Pentahydat) 2,31 gcm3
log P 4,099
(andere Quelle) 4,12
pKS (pKS1) 2,2
(pKS2) 6,7
(pKS3) 10,1

Definition (Ph.Eur., Na-Salz)

  • Levothyroxin-Natrium enthält 97,0 % bis 102,0 % Natrium[(2S)-2-amino-3-[4-(4-hydroxy-3,5-diiodphenoxy)-3,5-diiodphenyl]propanoat], berechnet als wasserfreie Substanz.
  • Die Substanz enthält verschiedene Mengen Kristallwasser, durchschnittlich jedoch etwa 5 Teile.

Sonstige Eigenschaften (Na-Salz)

  • Weißes bis leicht gelblich-braunes, kristallines Pulver mit charakteristischem Geruch. Schwach hygroskopisch.
  • Sehr schwer löslich in Wasser. Schwer löslich in Ethanol, praktisch unlöslich in Aceton, Chloroform und Diethylether. Löslich in verdünnten Alkalihydroxidlösungen.

Lagerung

  • Dicht verschlossen, vor Licht geschützt, bei 2 - 8 °C.

Analytik

IR-Spektrum

  • Peaks bei 1628, 1585, 1308, 1185, 1240 und 1148 cm-1.

Sicherheit

Gefahrstoffklasse

Xn

R- und S-Sätze

R-Sätze 40
S-Sätze 22-24/25-36

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