Carbonatanhydratase-Hemmstoffe

Synonyme

  • CA-Hemmer, Carboanhydrasehemmer, Carboanhydratasehemmer, Carbonatanhydratasehemmer

Übersicht


Medizin

Typ

Indikationen

  • Diurese
    • Als Diuretika werden Carboanhydrasehemmer nur noch eingesetzt, wenn neben einer (schwachen) Diurese gleichzeitig eine Alkalose bekämpft werden soll.
  • Epilepsie
  • Glaukom
  • Höhenkrankheit

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen


Pharmakologie

Pharmakodynamik

Wirkungen

  • Vermehrte Ausscheidung von:
  • Verminderte Ausscheidung von:
    • Protonen
  • Senkung der GFR

Wirkmechanismen

  • Carbonatanhydratase-Hemmstoffe wirken am proximalen Tubulus:

  • Sie hemmen die extrazelluläre Carbonatanhydratase ("Carboanhydrase"):
    • Die Carbonatanhydratase sorgt normalerweise für eine beschleunigte Gleichgewichtseinstellung der folgenden Reaktion:

      H+ + HCO3- H2CO3 H2O + CO2

    • Im proximalen Tubulus wird H+ aktiv ins Tubuluslumen abgegeben. Dort verbindet es sich mit unter Katalyse der Carbonatanhydratase mit glomerulär filtriertem HCO3- zur instabilen Kohlensäure, die zu H2O und CO2 zerfällt.
    • Das entstehende CO2 kann in die Zelle diffundieren. Dort reagiert es mit Wasser und wird anschließend unter Katalyse der intrazellulären Carbonatanhydratase wieder in H+ und HCO3- gespalten.
    • Das freigesetzte HCO3- wird ins Blut abgegeben, freigesetztes H+ gelangt über einen Antiport mit Na+ wieder ins Tubuluslumen.
      • Für jedes so ausgeschiedene Proton erhält man also ein HCO3-, das ein weiteres Proton neutralisieren kann.
  • Durch die Hemmung der extrazellulären Carbonatanhydratase erhöht sich somit indirekt die Na+-Ausscheidung:
    • Es gibt weniger CO2, das in die Zelle diffundieren kann dort über die eben beschriebene Reaktion H+ freisetzt, das nun wiederum über den normalen, aktiven Na+/H+-Antiport gegen Na+ ausgetauscht werden könnte.
  • Da aber nun auch weniger HCO3- resorbiert wird, kommt es zu einer Alkalisierung des Harns und einer Azidose aufgrund der Basenverluste.
    • Die Azidose führt ihrerseits zu einer Wirkungsabnahme der Carboanhydratasehemmer, da nun wieder vermehrt Protonen vorhanden sind, die gegen Na+ ausgetauscht werden können.
    • Aufgrund dieser Gleichgewichtseinstellung sind keine übermäßigen Azidosen zu befürchten, allerdings bedingt sie auch die relativ kurze Wirksamkeit (5 - 10 Tage) der Carbonatanhydratase-Hemmstoffe.
  • Die Wasserausscheidung steigt an, da der osmotische Druck des Harns durch den vermehrten Na+-Gehalt erhöht ist und so weniger Wasser resorbiert werden kann.
  • Über die tubuloglomeruläre Rückkopplung am juxtaglomerulären Apparat wird nun jedoch eine erhöhte Na+-Konzentration im Harn registriert und in der Folge die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) gesenkt.
  • Außerdem resorbieren distale Tubulusabschnitte nun vermehrt NaCl (was im Gegenzug auch zur erhöhten Ausscheidung von K+ führt), so dass die insgesamt erzielbare Diurese relativ gering ist.
  • Acetazolamid kann auch zur Therapie der Höhenkrankheit eingesetzt werden, da es bei dieser zu einer respiratorischen Alkalose kommt, die durch die ausgelöste Azidose ausgeglichen wird.
  • Da die Carbonatanhydratase auch an der Bildung des Kammerwassers beteiligt ist, können Carbonatanhydratase-Hemmstoffe auch zur Senkung der Kammerwasserproduktion in der Glaukomtherapie eingesetzt werden.

Geschichtliches

  • 1940 wurde bemerkt, dass Sulfanilamid und andere Sulfonamide das Enzym Carbonatanhydratase (Carboanhydratase, Carboanhydrase) hemmen.
  • Man begann ausgehend von dieser Entdeckung mit der Entwicklung der ersten Saluretika-Gruppe: Den Carbonatanhydratase-Hemmstoffen.

Chemie

Bemerkungen

  • Als wesentliches Strukturelement der Carbonatanhydratase-Hemmstoffe wurde die nicht substituierte, an ein aromatisches oder heteroaromatisches Ringsystem gebundene Sulfonamidgruppe (R-SO2NH2) erkannt.

Beispiele

Substanzen


 

www.BDsoft.de
pharm@zie
-
Bücher zum Thema Pharmazie bei Amazon