Busulfan

Übersicht


Medizin

Typ

Indikationen

  • Chronisch myeloische Leukämie (CML)
    • Wirkung bei Philadelphia-Chromosom negativer chronisch myeloischen Leukämie schwächer als bei Philadelphia-Chromosom positiver 
  • Konditionierungsbehandlung vor Stammzelltransplantation

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen

  • Myelotoxizität (mit nachfolgender Leukopenie, Anämie, Thrombopenie)
    • Die Myelotoxizität tritt bei praktisch jedem Behandelten auf, lediglich ihr Ausmaß, ihre Dauer und ihre Folgen variieren.
    • Besonders bei der hochdosiert durchgeführten Konditionierungsbehandlung vor Stammzelltransplantation fällt die Leukozytenanzahl auf ein Minimum ca. 4 d nach der Transplantation ab. 
      • Die Anzahl der neutrophilen Granulozyten erholt sich innerhalb von 13 d nach Transplantation, sofern zuvor bereits prophylaktisch mit der Gabe von G-CSF begonnen wurde. 
      • 98 % aller Patienten unter Busulfan bei Konditionierung vor Stammzelltransplantation wiesen Thrombozytenzahlen von weniger als 25000 1/µL auf. 
      • Die Thrombopenie erreicht ihre maximale Ausprägung meist 5 - 6 d nach der Transplantation. 
      • 69 % aller Patienten wiesen eine Anämie mit einem Hämoglobingehalt von weniger als 8,0 g/dL auf.
  • Infektionen
    • Aufgrund der durch die Myelotoxizität entstehenden Schwächung des Immungsystems, kommt es zum vermehrtem Auftreten von Infektionen, wobei auch opportunistische Erreger zu z.T. lebensbedrohlichen Krankheitsverläufen führen können.
  • Krampfanfall
    • Bei Vorliegen hoher Busulfan-Plasmakonzentrationen wurde eine erhöhte Gefahr epileptischer Anfälle beobachtet. Daher wird hier eine prophylaktische antiepileptische Therapie (meist mit Phenytoin) empfohlen.
  • Leberschädigung
    • Hohe Busulfan-Plasmakonzentrationen können Leberschäden hervorrufen. Besonders zu nennen ist hier die venookklusive Erkrankung (VOD) der Leber. Das Risiko für ihr Auftreten ist deutlich erhöht, wenn die Leber zuvor im Rahmen einer Strahlentherapie behandelt wurde, bereits mehr als 3 Chemotherapiezyklen absolviert wurden, oder bereits zuvor eine Stammzelltransplantation mit myeloablativer Chemotherapie durchgeführt wurde. 
      • Die Inzidenzrate für Leberschäden unter der Therapie beträgt 7,7 - 12 % bei Patienten mit Stammzelltransplantation, die Mortalitätsrate 3 %.
  • Lungenfibrose ("Busulfan-Lunge")
    • In sehr seltenen Fällen kann es unter der Therapie mit Busulfan zu einer Lungenfibrose kommen. Sie tritt typischerweise erst 4 Monate bis 10 Jahre (Ø 4 Jahre) nach der Therapie auf, ist sehr schlecht therapierbar und kann eine Lungentransplantation erforderlich machen.
  • Kanzerogene Wirkungen
    • Busulfan kann zu Veränderungen des Erbgutes führen, was zu sekundären Krebserkrankungen führen kann. Berichte über Leukämien, die bevorzugt 5 - 8 Jahre nach der Therapie manifest werden liegen vor.
    • Aufgrund seines mutagenen Potentials sollte Busulfan nicht in der Schwangerschaft eingesetzt werden und während der Therapie sicher verhütet werden.
  • Amenorrhoe, Azoospermie, Hodenatrophie (bei Anwendung über mehrere Monate bis Jahre)

Anwendung

Dosierung

Chronisch Myeloische Leukämie (CML)
Tagesdosis  (p.o., typisch) 4 - 8 mg
Einzeldosis (p.o., alle 6 h) 15 µg/kg 
(p.o., alle 24 h) 1,8 mg/m2
Konditionierungsbehandlung vor Stammzelltransplantation
  • Gemäß BU-CY Protokoll:
    • 4 mg/kg Busulfan pro Tag in 4 Einzeldosen pro Tag an 4 Tagen (insgesamt 16 Dosen) plus 60 mg/kg Cyclophosphamid in einer Einzeldosis pro Tag an 2 Tagen.

Handelsnamen

  • Busilvex, Myleran

Pharmakologie

Typ

Pharmakodynamik

Wirkmechanismus

  • Busulfan ist ein bifunktionales Alkylans. Als solches bildet es Quervernetzungen innerhalb der DNA-Einzelstränge und zwischen ihnen, die zum Funktionsverlust der DNA führen. Die Zelle wird in den programmierten Zelltod (Apoptose) getrieben.

Pharmakokinetik

Bioverfügbarkeit (BVabs)  
Clearance (CLtot) ca. 310 ml/min
Eliminationshalbwertszeit (t1/2) (p.o.) 2,7 ± 0,5 h
(i.v.) 2,8 - 3,9 h
Extrarenale Eliminationsfraktion (Q0) 1,0
Plasmaproteinbindung (PB)  
Verteilungsvolumen (Vapp) 1 L/kg

Resorption

  • Busulfan wird auch nach peroraler Applikation ausreichend resorbiert. Daneben wird es intravenös eingesetzt.

Chemie

Strukturformel

Summenformel

C6H14O6S2

Molekülmasse

  • 246,304

IUPAC

  •  

CAS-Nummer

  • 55-98-1

Eigenschaften

Schmelzpunkt  
Löslichkeit (H2O) 0,1 g/l
pKS  

Bemerkungen

  • In wässriger Lösung, hydrolysiert Busulfan und gibt die beiden reaktiven Methansulfonatgruppen frei. 
  • Dies bewirkt die Produktion reaktiver Carbonium-Ionen, welche als alkylierende Gruppe fungieren.

Analytik

IR-Spektrum

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