Ätherisches Öl

Definition

  • Ätherische Öle sind flüchtige Gemische lipophiler, flüssiger Produkte des Sekundärstoffwechsels mit charakteristischem Geruch, starker Lichtbrechung und optischer Aktivität.

Bemerkungen

  • Ätherische Öle werden in der Pflanze meist in eigenen Ölräumen, Ölzellen oder Drüsenhaaren abgelagert.
  • Ihr Geruch ist meist angenehm aromatisch.
  • Im Unterschied zu fetten Ölen sind sie wasserdampfflüchtig.
  • Ätherische Öle finden sich praktisch nur in Pflanzen, wobei eine Pflanzenart jeweils ein eigenes ätherisches Öl besitzt.
    • Ein ätherisches Öl ist somit stets ein Gemisch verschiedener Substanzen, nie eine reine Substanz.

Zusammensetzung

  • Die Zusammensetzung eines ätherischen Öls ist meist sehr komplex. Oft dominieren jedoch einige wenige Verbindungen.
  • Die meisten ätherischen Öle enthalten vor allem Mono- und/oder Sesquiterpene, in einigen Lauraceae, Myrtaceae, Apiaceae und Zingiberaceae überwiegen jedoch Phenylpropane.
  • Monoterpene kommen z.T. auch in Form ihrer Glykoside vor, die vermutlich als Transportformen anzusehen sind.
  • Die Zusammensetzung des ätherischen Öls einer Pflanzenart ist genetisch fixiert, von vielen Arten sind jedoch Chemotypen bekannt, die Veränderungen in der Zusammensetzung des ätherischen Öls aufweisen.
  • Die Zusammensetzung des ätherischen Öls kann sich auch innerhalb einer Pflanze je nach Organ deutlich unterscheiden.
    • In Cinnamomum zeylanicum findet sich in der Zweigrinde Zimtaldehyd, in den Blättern Eugenol und in der Wurzel schließlich Campher als Hauptkomponente des ätherischen Öls.
  • Auch während der Ontogenese kann es zu Verschiebungen in der Zusammensetzung des ätherischen Öls kommen.
    • Junge Pfefferminzblätter enthalten viel Menthon und wenig Menthol, ältere zeigen genau die umgekehrte Situation.

Vorkommen

Bedeutung

  • Lange nahm man an, dass ätherische Öle Endprodukte des Sekundärstoffwechsels darstellen.
  • Heute weiß man, dass besonders Monoterpene als Vorstufen für die Biosynthese von Coenzymen der Atmungskette und die Funktion anderer Enzymsysteme eine Rolle spielen. Auch andere Komponenten konnten in Experimenten in den Metabolismus der Pflanze wieder eingebracht werden.
  • Neben den Blütenfarbstoffen dienen auch ätherische Öle zur Anlockung von Insekten zur Bestäubung.
  • Diskutiert wird ebenfalls eine Bedeutung als Abwehrstoffe gegen Schädlinge sowie als Hemmstoffe der Samenkeimung von Konkurrenzarten.

Verwendung

  • In der Industrie dienen ätherische Öle oft als Duft- und Aromastoffe. Pharmazeutisch von Interesse sind jedoch andere Eigenschaften.
  • So zeigen die meisten arzneilich angewendeten ätherischen Öle eine mehr oder minder ausgeprägte Reizwirkung auf Haut und Schleimhäute.
  • Dies nutzt man äußerlich in Hautreizmitteln, Dermatika sowie innerlich bei Diuretika bzw. Magen- und Darmmitteln aus.
  • Einige Komponenten in ätherischen Ölen zeigen antimikrobielle Effekte, so dass sie in Mund- und Rachentherapeutika, aber auch bei Erkältungskrankheiten angewendet werden, wobei sie in letzteren auch expectorierende Wirkungen zeigen.
  • Spasmolytische, antiphlogistische und schwach anästhetische Eigenschaften sind teilweise wahrscheinlich vorhanden und werden ebenfalls genutzt.
  • Überschneidungen der Indikationsgebiete sind bei Drogen mit ätherischem Öl als Hauptwirkkomponente relativ häufig.

Pharmakologie

  • Ätherische Öle werden in der Regel rasch über Haut und Schleimhäute resorbiert.
  • Insbesondere bei Überdosierungen können starke bis toxische Nebenwirkungen auftreten. Sie sind also keineswegs völlig harmlose Arzneimittel.

 

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