Hydroxylzahl
Synonyme
Definition
- Die Hydroxylzahl gibt an wieviel Milligramm Kaliumhydroxid der von 1 g Substanz bei der
Acetylierung gebundenen Essigsäure
äquivalent sind.
Bemerkungen
- Die Hydroxylzahl ist ein Maß für die Anzahl alkoholischer Funktionen in
der Substanz.
- Sie kann nach zwei Methoden bestimmt werden:
- Methode A bestimmt die Hydroxylzahl über die Menge
der entstandenen Säure
- Methode B über die Menge der nicht umgesetzten Base.
Methode A
Reaktion
- Reaktion mit der Probe
- Beseitigung des Acetanhydrid-Überschusses
- Titration der freigesetzten Protonen mit Lauge
Durchführung
-
In einem 150-ml-Acetylierungskolben mit aufsetzbarem
Luftkühler wird, wenn nichts anderes vorgeschrieben ist, die in der
nachfolgenden Tabelle aufgeführte Einwaage verwendet.
-
Das ebenfalls aus der Tabelle ersichtliche Volumen
Acetylierungsgemisch R 1 wird zugesetzt und der Luftkühler aufgesetzt.
-
Der Kolben wird 1 h lang im Wasserbad erhitzt, wobei der
Wasserspiegel etwa 2,5 cm über dem Flüssigkeitsspiegel im Kolben gehalten
wird.
-
Nach 1 h wird der Kolben aus dem Wasserbad genommen und
erkalten gelassen.
-
Anschließend werden durch den Kühler 5 ml Wasser R
zugesetzt.
-
Eine auftretende Trübung wird durch Zusatz einer
ausreichenden Menge Pyridin R beseitigt, wobei das zugesetzte Volumen an
Pyridin festgehalten wird.
-
Nach dem Umschütteln wird erneut 10 min lang im Wasserbad
erhitzt und danach abgekühlt.
-
Kühler und Kolbenwand werden mit 5 ml Ethanol 96 % R, das
zuvor gegen Phenolphthalein-Lösung R 1 neutralisiert wurde,
abgespült.
-
Nach Zusatz von 0,2 ml Phenolphthalein-Lösung R 1 wird mit
ethanolischer Kaliumhydroxid-Lösung (0,5 mol·l–1) titriert (n1).
-
Unter denselben Bedingungen wird ein Blindversuch
durchgeführt (n0).
Berechnung
OHZ |
: |
Hydroxylzahl [1] |
n1 |
: |
Verbrauch im eigentlichen Versuch [g] |
n0 |
: |
Verbrauch im Blindversuch [ml] |
m |
: |
Substanzmenge [g] |
SZ |
: |
Säurezahl [1] |
Bemerkungen
- Die alkoholischen Funktionen der Probe werden durch Acetanhydrid
in Gegenwart von Pyridin
verestert.
- Zur quantitativen Durchführung der Reaktion wird 30 min unter Rückfluss
erhitzt.
- Anschließend wird überschüssiges Acetanhydrid
durch Zugabe von Wasser zersetzt.
- Die freigesetzten Protonen werden von Pyridin
gebunden, das somit zu Pyridinium-Ionen wird.
- Diese Pyridinium-Ionen werden anschließend mit ethanolischer KOH-Lösung
gegen Phenolphthalein
titriert.
- Diese Methode funktioniert nicht bei tertiären Alkoholen.
- Vor der Bestimmung ist die Säurezahl zu ermitteln und später dem
Ergebnis hinzu zu addieren.
- Im Blindversuch findet die erste Reaktion nicht statt, folglich werden
mehr "freie" Protonen gebildet. Der Verbrauch an KOH bei der
Titration des Blindversuchs muss also höher sein. Daher muss auch der Verbrauch des Blindversuchs minus dem des Hauptversuchs
berechnet werden.
- Die Differenz der verbrauchten KOH-Menge entspricht der Menge der
veresterten OH-Gruppen.
Methode B
Synonym
Reaktion
- Reaktion mit der Probe mit Propionsäureanhydrid
- Umsetzung überschüssigen Propionsäureanhydrids mit Anilin
- Anschließende Titration mit Perchlorsäure
-
C6H5-NH2 + H+
C6H5-NH3+
-
C2H5COO- + H+
C2H5COOH
Durchführung
-
Die vorgeschriebene Menge der zu prüfenden Substanz wird in
einen vollkommen trockenen, mit eingeschliffenem Glas- oder einem geeigneten
Kunststoffstopfen versehenen 5-ml-Erlenmeyerkolben eingewogen und mit 2,0 ml
Propionsäureanhydrid-Reagenz R versetzt.
-
Der Kolben wird verschlossen, bis zur Lösung der Substanz
langsam umgeschwenkt und, sofern nicht anders angegeben, 2 h lang
stehengelassen.
-
Nach Öffnen des Kolbens werden Kolben und Kolbeninhalt in
einen 500-ml-Weithalserlenmeyerkolben gebracht, der 25,0 ml einer Lösung
von Anilin R (9 g·l–1) in Cyclohexan R und 30 ml Essigsäure
99 % R enthält.
-
Nach Umschütteln wird 5 min lang stehengelassen, mit 0,05
ml Kristallviolett-Lösung R versetzt und mit Perchlorsäure (0,1 mol·l–1)
bis zum Auftreten einer smaragdgrünen Farbe titriert (n1).
-
Unter gleichen Bedingungen wird ein Blindversuch
durchgeführt (n0).
-
Um einem möglichen Wassergehalt Rechnung zu tragen, wird
dieser (y %) mit Hilfe der Methode zur Bestimmung von Wasser nach Karl Fischer
bestimmt und mit eingerechnet:
OHZ = gefundene OHZ – 31,1 y
Berechnung
OHZ |
: |
Hydroxylzahl [1] |
n1 |
: |
Verbrauch im eigentlichen Versuch [ml] |
n0 |
: |
Verbrauch im Blindversuch [ml] |
m |
: |
Substanzmenge [g] |
Bemerkungen
- Die alkoholischen Gruppen der Probe werden in nicht wässrigem Medium mit
Propionsäureanhydrid in Gegenwart von p-Toluolsulfonsäure als Katalysator
verestert.
- Überschüssiges Propionsäureanhydrid wird anschließend mit Anilin
in Cyclohexan zersetzt.
- Im Blindversuch muss mehr Anhydrid durch Anilin
umgesetzt werden, da kein Reagenz zuvor durch OH-Gruppen der Probe
verbraucht wurde. Es wird also auch mehr Anilin
verbraucht, das bei der anschließenden Titration nicht mehr erfasst wird.
- Bei der Titration mit Perchlorsäure
wird nicht umgesetztes Anilin und
gebildetes Propionat erfasst. Die Menge des gebildeten Propionats ist im
Haupt- und Blindversuch theoretisch identisch.
- Diese Methode funktioniert (teilweise) auch bei tertiären Alkoholen.
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